Dass Tifarah in Dünfus bleiben würde, war mir schon wenige Sekunden nach ihrer Geburt klar. Tiffy war Nr. 6, 296 Gramm, geboren um 8:50 Uhr. „Super“, steht in meinen Aufzeichnungen, mit einem dicken Ausrufezeichen dabei. Wie damals unsere unvergessene Katjusa habe ich sie für uns ausgewählt, kaum dass sie abgetrocknet war.
Tiffy war ein Musterkind. Im Haus verhielt sie sich immer vorbildlich, Stuhlbeine, Teppichfransen, Sofakissen, alles war vor ihr sicher. Mit 4 ½ Monaten durfte sie zum ersten Mal mit auf die große Ausstellung in Dortmund. Tiffy nahm die ganze Aufregung gelassen und gerade so ausgeglichen, wie ihre Kusine Shadia es in dem Alter war und immer noch ist. Papillon-Welpen, Kuvasz-Verwandtschaft und Border Collies, alle wurden hocherfreut, aber unaufgeregt und sicher begrüßt.
Trotzdem ist es ihr in Kindertagen gelungen, mich mit ihrer einzigen nennenswerten Ungezogenheit für einen Moment die Züchter-Fassung verlieren zu lassen: Beim ersten gemeinsamen Ausflug in den Wald setzte sich Tiffy an die Spitze der kleinen Horde, steuerte über die große Wiese den Feldweg und die Weihermühle Richtung Straße an und – gab Gas. In Gegenrichtung war vor der Kurve ein Quad - ein vierrädriges Motorrad – zu hören. 10 Wochen alte Welpenbeinchen erreichen erstaunliche Geschwindigkeiten. Nichts ist passiert, Gott sei Dank, aber ich gebe gern zu, dass auch ich sehr kurzfristig sehr schnell geworden bin!
Wenn Tifarah heute auf leisen Katzenpfoten unterwegs ist und uns aus ihren schmalen, schrägen ägyptischen Mandelaugen anschaut, nennt Stephan sie oft das „Kätzchen“. Für ihr Alter ist Tifarah mit ihren heute etwa 16 Monaten ein keckes und vorwitziges Kuvaszmädel, das sich darum nicht minder lieb und folgsam zeigt. Nun, mit ihrem Selbstbewusstsein fällt es leicht, offen und freundlich zu sein, mit Zweibeinern wie mit Vierbeinern.
Mariette Hellinger, 1. November 2004
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